18/05/2024

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Manchmal denke ich, deshalb könnte ich sein

[REZENSION]: Wrath James White: Schänderblut

Cover Festa: Wrath James White: Schänderblut

Inhalt: Vor 15 Jahren wurde Joseph Miles von einem Kinderschänder entführt, im Keller eingesperrt und tagelang brutal gefoltert. Er ist das einzige Opfer des wahnsinnigen Mörders, das die Torturen überlebt hat. Nun verspürt Joseph ein brennendes Verlangen, einen irren Drang nach Blut und Gewalt. Er verwandelt sich langsam selbst in ein Monster mit Appetit auf Menschenfleisch. Und es fällt ihm schwerer und schwerer, dieser Mordlust zu widerstehen. Verzweifelt sucht Joseph nach einer Heilung – bevor er die einzige Frau, die er jemals geliebt hat, töten wird. Und macht Jagd auf den Mann, der sein Leben ruinierte.

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Cover Festa: Wrath James White: SchänderblutWrath James White: Schänderblut

(OT: Succulent Prey, 2008) Festa 06/2013, Horror Tb 1557; ISBN: 978-3-86552-219-1; Seiten: 332; Übersetzung: Manfred Sanders; Ausstattung: Taschenbuch, Lederoptik; Buch bei Festa: hier

Dieser Roman hat mich ziemlich überrascht. Weiß der Teufel woher, habe ich Wrath James White als durchschnittlichen Splatterautor in Erinnerung gehabt – keine Ahnung, ob das nicht nur eine Erzählung in irgendeinem Bizarro-Sammelband war. Egal.

Was ich dann gelesen habe, war – ja, ziemlich Splatter. Derartig exzessive Schilderungen von Kannibalismus mit Rezeptbeilagen, wow. Sehr unbehaglich durch die Vermengung von Menschenfresserei mit sexueller Lust. Noch dazu wirklich gut geschrieben. Ich würde ja gerne sagen, er schildert die Gewaltakte des Romans geradezu poetisch, aber dazu ist dieses Wort zu … harmlos nett. Hmm.

Na gut. Also, wirklich rabiate Brutalität, die sich locker neben einem Edward Lee hinstellen und ihm die Zunge zeigen kann. Mit ihm hat er auch ein gemeinsames Werk verfasst. White ist ein Freund von Brian Keene und … na egal, ich schweife ab.

Genau, also die rabiaten, sehr schön geschriebenen Gewalteinlagen. Das ist jetzt nicht die Sache, die mich so überrascht hat, das war ja eigentlich zu erwarten. Nein, was das Buch in meinen Augen bemerkenswert macht, ist der Umstand, dass sich White wirklich sehr ausgiebig mit den Themen Kannibalismus uns Serienkiller beschäftigt hat und einen großen Schwerpunkt dabei auf die psychologische Komponente gelegt hat. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf die Seite des Täters, sondern berücksichtigt auch die Vorgänge in der Psyche jener, die danach gieren, Opfer zu werden, die es darauf anlegen, gefressen zu werden.

Wir als Leser erfahren sehr viele Dinge zu diesem Themenkreis, sei es mythologisch, psychologisch oder medizinisch – wie lange kann ein Mensch leben, wenn ihm das und das widerfährt. Ich habe keine Idee, wie viel davon Recherche ist, wieviel man sich diesbezüglich aus den Fingern saugen muss, aber insgesamt kommt all dieser Stoff überaus glaubwürdig rüber und das ist schon mal ein riesiges Plus.

Und, das ist eine weitere unerwartete Eigenheit dieses Romans er ist sogar ein überaus gefühlvolles Werk. Es ist die Schilderung eines Kampfes, den ein von Zwängen Getriebener, gegen diese Zwänge führt, der versucht, sich nicht vom zunehmend an Stärke gewinnenden Wahnsinn, der in ihm schlummert, beherrschen zu lassen.

Es ist die Schilderung eines Mannes, der verzweifelt versucht, nicht die Liebe seines Lebens zu töten, während er sich kaum mehr beherrschen kann, weil ihn schon ihr Anblick in sexuelle Raserei und rasende Gier nach ihrem Fleisch versetzt.

Da hat mich der gute Wrath James White ziemlich überrascht. Nach dem überaus schauderhaften Einstieg in das Buch – siehe den ersten Satz des Inhalts – wartet der Roman mit … ähm, einer Tiefe auf, die ich echt nicht erwartet hätte. Der Autor verzichtet auf die lakonische Ironie, mit der Edward Lee seine Grausamkeiten würzt, er geht die Sache todernst und mit viel Mitgefühl an.

Schänderblut ist ein fabuloser Thriller, der sich hinter all der Thriller-Massenware, die die einschlägigen Regale in den Buchläden verstopfen, nicht im geringsten verstecken braucht – im Gegenteil, das Buch ragt sogar vom Niveau her hervor. Er geht nur einen Tick weiter als es die Hannibal Lecter Romane getrieben haben, als es Cody McFadyen und Konsorten treiben – aber dieser Tick ist sehr, sehr heftig.

Verdammt nochmal, einige der Menschenfresserszenen sind geradezu lecker geschildert. In diesem Sinne, Mahlzeit!

Kurz gesagt:

  • enorm brutal und detailliert
  • dicht, atmosphärisch, glaubhaft
  • komplexe Charaktere

Fazit: sehr gelungener, geschmackvoller Thriller


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