25/04/2024

Kultplatz.net

Manchmal denke ich, deshalb könnte ich sein

[REZENSION]: Jens Lubbadeh: Unsterblich

Cover: Lubaddeh - Unsterblich
Unsterblich von Jens Lubbadeh ist eine Seifenblase von Zeitgeist-Roman. Das Buch hat einige gute Momente und ist im Mittelteil sogar ein spannender Thriller. Doch das täuscht nicht über die Trivialität des Romans hinweg, der mit einem zähen Anfang und verbockten Finale ausgestattet ist ...

Unsterblich von Jens LubbadehInhalt: Der Traum der Menschheit vom ewigen Leben ist Wirklichkeit geworden: Dank Virtual-Reality-Implantaten können die Menschen als perfekte Kopien für immer weiterleben. Auch Marlene Dietrich ist als Star wiederauferstanden und wird weltweit gefeiert – bis sie eines Tages spurlos verschwindet. Eigentlich unmöglich! Für den Versicherungsagenten Benjamin Kari wird aus der Suche nach ihrem digitalen Klon ein mörderisches Katz-und-Maus-Spiel.

Jens Lubbadeh: Unsterblich

Heyne 07/2016; ISBN: 978-3-453-31731-; Seiten: 448; Ausstattung: Paperback, Klappbroschur

Okaaaayyy, also.

Fangen wir mit den Dingen an, die mir an dem Buch gefallen haben. Es ist spannend, ein dystopischer Thriller, eine Verbrecherjagd, eine Verschwörung, mysteriöse Gegenspieler, dazu Marlene Dietrich, die Verkörperung der Geheimnisvollen, der Femme fatale. Rausgekommen ist dabei ein Roman, der schrittweise Tempo aufnimmt und eine befriedigende Geschicht erzählt, dazu jede Menge Tode und Action liefert – ein kurzweiliges, unterhaltsames Buch, das einen gewissen Anspruch an Gesellschaftskritik erheben möchte und mahnende Worte über die Kontrolle der persönlichen Daten ablässt.

Das ist, finde ich, eine gar nicht so schlechte Blianz.

Was also gefällt mir weniger? Das Name-Dropping. Lubbadeh muss unbedingt alles, was derzeit Rang und Namen hat, benennen. Er muss eingangs geradezu zwanghaft darauf hinweisen, dass er Blade Runner schätzt (wenig überraschend) und sich – worauf er selbst hinweist – davon ispirieren lässt (der Voight-Kampff-Test). Selbstverständlich schätzt er Lars von Trier, der im Roman einen Auftritt hat. Er steht offenkundig auf die Schauspielerin Martina Geddeck. Er muss alles benennen, was er persönlich schätzt und kundtun, wie sehr er mit Elementen der Popkultur vertraut ist. In diesen Momenten präsentiert sich Lubbadeh als eitler Benutzer eines iPhone und eines Mac – der Schein ist ihm wichtig.

Das nervt vor allem zu Beginn ziemlich und verleitet beinahe dazu, das Buch abzukanzeln, ohne es fertig zu lesen. Aber nach dieser eher holprigen Phase am Anfang bekommt er seinen Zwang etwas mehr in Griff und halbiert sein benennen. Der Roman gewinnt deutlich an Qualität und Lubbadeh hat sich schon fast wieder sympathisch gemacht, da bemerkt man, wie plump und konservativ sein Buch eigentlich ist. Die Figuren sind mit der Axt geschnitzt, das Mahnen vor den übermächtigen, skrupellosen Konzernen, die nur dich als Konsumenten und deine Daten wollen, als Sklaven, das wir den Lesern mit der Holzkeule um die Ohren geschlagen. Und der skrupellose, indisch stämmige Konzernchef, der hinterhältige Manipulator … naja.

Ich kenne den Autor nur aus dem Buch, habe bisher keinen seiner sonstigen Texte gelesen. Der Eindruck, den der Roman mir vermittelt, ist nicht sonderlich positiv. Das Buch sitzt irgendwie zwischen den Stühlen. Unserblich ist zu trivial und oberflächlich, um die gesellschaftskritischen Ansätze darin ernst zu nehmen. Unsterblich ist auch keine Satire, der Roman ist eine humorbereite Zone. Für einen puren Actionthriller ist es unterm Strich etwas zu wenig Action und die Krimihandlung zu simpel.

Unsterblich ist ein Zeitgeist-Roman, ein Buch, das jetzt und in dem Moment funktioniert, eine bestimmte Klientel anspricht, der ideale Roman für banales Partygeplauder. Ein hölzerner, ungelenker Versuch, ein Noir-Geschichte auf amerikanische Weise zu erzählen. Ein Roman für Leute, die wenig lesen.

Das alles klingt jetzt harsch – es ist nicht ganz so schlimm. Ich habe mich im Mittelteil des Romans wirklich gut unterhalten und das Buch gemocht. Nur ist der Anfang mit dem verfluchten Name-Dropping zu zäh und das Finale hat er komplett verbockt. Die Mischung aus Absurdität und Blödheit führt zu einem höchst durchschnittlichen mäh als Ergebnis, einem Frust-Finale. Damit bin ich am Ende der Rezension angelangt – eine oberflächliche Besprechung für ein ebensolches Buch.

Schade. Unsterblich ist eine Seifenblase von Zeitgeist-Roman.

Kurz gesagt:

  • von sich selbst eingenommen
  • Anfang und Ende misslungen
  • zwischendurch aber recht unterhaltsam

Fazit: sehr durchschnittlich


Jens Lubbadeh: Unsterblich [meine Rezension] als Print und eBook bei Amazon …

Philip K. Dick: Blade Runner … als Print und eBook bei Amazon …

Ridley Scott: Blade Runner – Final Cut … als BluRay bei Amazon …


.

 

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. DATENSCHUTZERKLÄRUNG

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen