25/04/2024

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Manchmal denke ich, deshalb könnte ich sein

[REZENSION]: Wayne Simmons: Zum Sterben schön

Wayne Simmons: Zum Sterben schön

Inhalt: Ein Sonntagmorgen im Frühling: Gerade will Star ihren ersten Kunden für heute tätowieren, als die Welt urplötzlich in eine üble Schieflage gerät. Belfasts verkaterte Nachteulen fallen in einen noch tieferen Schlaf als gewöhnlich, und Sekundentode verursachen ein heilloses Verkehrschaos, Brände und Flugzeugabstürze. In den Nachwehen des Chaos begibt sich eine Gruppe Überlebender auf Sinnsuche durch die postapokalyptische Stadt. Der alternde Radiomoderator Sean Magee findet sein Heil zusammen mit Jungfrauenkiller Barry Rogan in einer Hotelbar. Die ehemalige IRA-Aktivistin Mairead Burns und Soldat Roy Beggs verbünden sich zwangsläufig, um Ordnung in eine Kommune zu bringen, während andernorts ein geheimnisvoller Prediger verstörte Überlebende aus den Schatten lockt, indem er ihnen Erlösung verspricht.

Wayne Simmons: Zum Sterben schön

(OT: Drop Dead Gorgeous, 2011) Voodoo Press 2012; ISBN: 978-3-902802-39-2; Seiten: 301; Übersetzung: Andreas Schiffmann; Ausstattung: Taschenbuch; Buch bei Voodoo: hier

Der Roman rockt. Richtig spannende Apokalypse mit ihren Nachwehen, die nicht unbedingt ein positives Bild der Menschheit zeichnen. Wayne Simmons führt seine Protagonisten im Torkelschritt durch Belfast und lässt sie aufeinanderprallen, geprägt durch die Geschichte Irlands, geprägt durch ihre eigenwilligen Charaktereigenschaften.

Archetypen mit irischem Drall. Sehr genau und erschreckend ist das, was Simmons aus den Figuren macht. Erschreckend deshalb, weil es vollkommen glaubwürdig ist zu sehen, wie sich Alltagsmenschen in einer Ausnahmesituation verändern, zu was sie werden können. Man könnte echt dafür plädieren, die Menschheit komplett auszurotten, so widerlich, wie wir im Grunde sind. Die wenigen positiven Ausnahmen gehen im Dung des Menschseins unter.

All das führt uns Simmons vor, ohne moralischen Zeigefinger, ohne Schwermut, ohne Trauer. Er erzählt seine Geschichte mit beiläufiger Selbstverständlichkeit, verschont keine Lebenden, keine Toten. Er sieht und schildert. Leute, denen man tagtäglich auf der Straße begegnet. Keine Superhelden, keine Genies, seine Protagonisten sind so außergewöhnlich wie du und ich. Mal jung mal alt, mal mutig, mal feig. Was auch immer. Echte Menschen eben.

Im Endeffekt ist es so, dass man aus Büchern wie diesem mehr über den Charakter von Menschen lernen kann als in irgendwelchen Studien. Und warum? Weil der Autor verdammt gut ist. Wayne Simmons ist ein exakter Beobachter und er teilt uns mit, was er gesehen hat. In allen grauslichen Details, ohne Rücksicht auf Verluste.

Ach ja, ein hervorragender, schnell geschriebener Action Roman ist das Buch natürlich auch. Es wird geschossen, geblutet und explodiert wie in einem Stirb Langsam Film. Was zum Teufel will ich als Leser noch mehr? (Die Frage stelle ich öfters, ich weiß) Antwort: Nichts. Das Buch ist perfekt, so wie es ist.

Zum Sterben schön ist ein exzellenter Roman über eine Apokalypse und das Leben danach. Er wartet mit einem ausgezeichneten Ensemble von Charakteren auf, hat jede Menge Blut und Eingeweide im Angebot und ist kein Zombie-Roman. Oder doch? Wie? Nein! Hmm, verdammt gute Frage. Wayne Simmons hat in dem Buch eine überaus originelle Idee umgesetzt, die den Roman der einfachen Kategorisierung entzieht.

Zum Sterben schön ist großartiges europäisches Action-Kino!

Kurz gesagt:

  • spannend
  • originell
  • verdammt gut

Fazit: fucking great novel!

Wayne Simmons: Website


BONUS: 5 Fragen an Wayne Simmons

1 – Drop Dead Gorgeous feels very authentic. I imagine you walking through the streets of Belfast, mumbeling »here a scene, there some action, let’s destroy this shit« and things like that. How wrong am I?
Ha! You’re very right! My formative years were in Belfast, spent drinking in the dirtiest and sleaziest clubs the city had to offer then wandering home drunkenly at silly o’clock. I’m sure I often dreamed about wrecking the place, apoc-horror style. And lo and behold, a novel was born!

2 – Are women superior to men?
Only if you want them to be.
(Or so I’m told).

3 – Do you really think, there is/should be a chance to reboot and upgrade humanity?
I think, in reality, we reboot ourselves. The survivors within ‘To Die For’ go through a process of change. None of them remain the people they were at the start of the book by the book’s climax. And that’s what humanity is: a process of evolution, of growing and learning and, hopefully, improving.

Is that what the message in ‘To Die For’ is? Who knows? Maybe.

4 – How many books ahead are you usally planning?
I tend to work on several projects at a time, jumping back and forth between them. At the moment, I have five books in various stages of completion. Variety is the spice of life, I say :-)

5 – Are there any Wayne Simmons groupies that you are aware of?
Ha! None that I know of. But applicants always welcome! :-)

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