17/03/2024

Kultplatz.net

Manchmal denke ich, deshalb könnte ich sein

[REZENSION]: Harald Muellner: Die Frau von Tsiolkovsky

Ausschnitt Cover: Harald Muellner: Die Frau von Tsiolkovsky
Sehr gute Science Fiction, eine nahe am Realismus angesiedelte Geschichte, die auf dramatische Action verzichtet und dabei eine fesselnde Geschichte zu erzählen versteht ...

Inhalt: Die ebenso skrupellose wie attraktive Shannon leitet die Fertigstellung der ersten Mondbasis auf der erdabgewandten Seite. Statt sich um die technischen Details und die Belange ihrer Mitarbeiter zu kümmern, kreisen ihre Gedanken ausschließlich um ihre Karriere. Sie hat es sich in den Kopf gesetzt, als erster Mensch den Mars zu betreten. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ihr jedes Mittel recht. Dass sie dabei äußerst raffiniert und brutal vorgeht, muss Karen, ihre schärfste Konkurrentin, bald am eigenen Leib erfahren. Shannons von Ehrgeiz und Rastlosigkeit getriebene Karriere, scheint wunschgemäß zu verlaufen, bis eine Astronautin unter ihrem Kommando bei einem Routineeinsatz ums Leben kommt.


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Cover: Harald Muellner: Die Frau von TsiolkovskyRezension: Tsiolkovsky ist ein Krater auf der Rückseite des Mondes, den es tatsächlich gibt. Benannt ist er nach Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski (1857-1935, Russland), einem der Wegbereiter der modernen Raumfahrt. Damit ist, glaube ich, klar, wie der Autor dieses Buch angelegt hat: Als Fiktion, die möglichst nahe an der Realität liegt.

Die Frau von Tsiolkovsky (wenn ich den Namen jetzt noch mehr als dreimal schreiben muss, werde ich wahnsinnig) ist eine Art Kriminalroman, ein Whodunit, und ein Intrigenspiel der Politik, das im Umfeld der ersten bemannten Mars-Expedition stattfindet. Der Autor hat jede Menge Hausaufgaben gemacht, um das Buch im Rahmen des Realismus zu halten, so nötig es eben bein einer Fiktion wie dem Roman ist.

Er hat klugerweise darauf verzichtet, einen Action-Reißer aus der Geschichte zu machen, sondern mehr eine Geschichte über das Drumherum auf das Firmament gemalt. Die Frau von Tsiolkovsky (noch 2x) ist nach meinem Dafürhalten eine exzellent geschriebene Science Fiction Crime-Story. Das Buch ist gespickt mit Intrigentum, mit Wendungen der Handlung, die jegliche Erwartungshaltung unterlaufen. Der Mist, der da abgeht, fesselt. Auf seine gemächliche Art ist der Roman allen Ernstes ein Pageturner.

Großes menschliches Drama, bei dem durch mehrere Erzählebenen für Abwechslung gesorgt wird.

Das große Plus des Romans ist die Realitätsnähe. Der Autor hat sich wirklich ins Zeug gelegt, um die Geschehnisse so plausibel wie möglich zu gestalten, dabei auch Kleinigkeiten berücksichtigt. Zugleich hat er es verstanden, sich mit Details zurückzuhalten, nicht damit zu erschlagen. Er hat sich dafür im Gegenzug auch die Freiheit genommen, den Realismus mit sachtem Augenzwinkern zu konterkarieren – ich würde wirklich gerne einen Seefahrt-Roman von ihm lesen.

Harald Muellner hat einen ausgeprägten Sinn für Ironie und Wortwitz, das kommt immer wieder zwischen den Zeilen durch, auch wenn er nicht mehr als Andeutungen davon erkennen lässt. Mehr braucht die Geschichte nicht, soll sie gar nicht aufweisen. Auch eine sachter Hang zu erotischen Szenen mit einem Hauch Fetischismus schimmert durch – wiederum, mehr als diesen Hauch braucht der Roman nicht (wehe, wenn der Kerl von der Leine gelassen wird). Insgesamt muss man dem Roman ein hohes Niveau und dem Autor eine sichere Hand in Sachen Stil und Geschichte zubilligen.

Die Frau von Tsiolkovsky (noch 1x) ist ein Indie-Roman, dessen Autor echt eine Entdeckung wert ist, wenn man SF mit Realitätsbezug und jenseits des Action-Bombasts mag. Ich würde jetzt die Inhaltsangabe nicht allzu wörtlich nehmen, die Geschichte geht weiter und ist viel komplexer, als man da herauslesen kann.

Habe ich was zu bekritteln? Nun, schwer, aber man könnte Muellner jetzt vorhalten, dass er in der Mitte eine oder zwei Passagen hat, die etwas zu lang geraten sind. Dem allerdings halte ich mit einem absoluten Totschlagargument entgegen, dass einer der besten Genre-Autoren, Kim Stanley Robinson, Autor der wohl berühmtesten Mars-Romane (Roter Mars, Grüner Mars, Blauer Mars) im Schnitt gefühlte hunderte Seiten aus seinen Büchern kürzen könnte, ohne dem Inhalt Schaden zuzufügen (hey, ich mag Robinson, aber der Umfang und das mörderische Anti-Tempo seiner Werke sind oft … uff). Das also wäre meine Beschwerde über das Buch, ein paar Sätze zu viel.

Die Frau von Tsiolkovsky (das 3. Mal) ist ein tadelloser, realitätsnah angesiedelter SF-Roman, auf hohem Niveau geschrieben, ebenso unterhaltsam und sehr sympathisch. Das Ende befriedigt absolut. Und hier zur Website des Autors.

Kurz gesagt:

  • sehr gut geschrieben
  • clevere Story
  • Spannung ohne Explosionen

Fazit: Ein realitätsnaher Anti-Action-Pageturner. Hut ab!


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