Inhalt: Nach einer höllischen Begegnung mit einem ehemaligen Mitschüler irrt die junge Pamela durch die kalifornische Wüste, bis sie von einem höchst seltsamen Busfahrer aufgelesen wird. Gleichzeitig nimmt der harmlose Student Norman zwei Anhalter mit, die sich schnell als eiskalte Psychopathen entpuppen. Alle treffen sich in einem winzigen Kaff in der Einöde, dessen Bewohner auf den ersten Blick ganz nett zu sein scheinen – aber manche Gäste auf der Durchreise wahrhaftig zum Fressen gern haben.
Richard Laymon: Das Loch
(OT: Into the Fire, 2005) Heyne 10/2012; ISBN: 978-3-453-67626-8; Seiten: 523; Übersetzung: Marcel Häußler; Ausstattung: geprägter Titel, Taschenbuch
Das Loch ist ein rundum gelungener Roman von Laymon, wieder nach den bewährten Zutaten fabriziert, die er so gern eingesetzt hat. Ein paar richtige Arschlöcher für die Würze, einen eher schwachen, nicht immer sympathischen Protagonisten, eine kleine Gruppe richtig Irrer, die vielleicht doch noch liebenswerter sind als die eigentlichen Hauptfiguren. Eine gröbere Prise Sex dazu, viel Blut und Gehirnmasse und nicht zuletzt der für Laymon typische, makabre Humor.
In dem Roman vermengen sich all diese Bestandteile zu einer flüssigen, spannende zu lesenden, temporeichen Geschichte, die durchaus ihre überraschenden, geradezu skurrilen Momente hat. Seien es Normans Anhalter, die Nacht in einem, nein, eigentlich zwei Nächte in zwei verschiedenen Motels, wobei das erste Setting mit einer vollkommen durchgeknallten Sexszene aufwartet, die ich zu gern in einem Film sehen würde – geradezu Coen-artig bescheuert.
Die Sache mit dem zweiten Motel ist ebenfalls so merkwürdig losgelöst von jeglichem Realismus und treibt durch eine surreale TV-Serien Wirklichkeit. Geradezu meisterhaft. Davon, dass der gute Laymon in diesem Buch die … hüstel … verführerische … ähm … Heldin nicht unbedingt sonderlich attraktiv zeichnet, schweigen wir in diesem Zusammenhang mal ganz. Und unser verdammter Held Norman ist so jämmerlich weit von Norman Bates entfernt, es ist geradezu komisch traurig. Hi hi hi.
Ach ja, da wären noch die Bewohner von Pits, Kalifornien, bei denen man meinen könnte, die Menschenfresser aus – was weiß ich – Texas Chainsaw Massacre wären bei Hannibal Lecter in einen Benimmkurs gegangen. Geradezu liebenswert.
Laymon fasziniert immer wieder allein dadurch, dass er einer der Vorreiter der ultraharten und sexuell überzogenen Slasherromane ist. Ein beträchtlicher Teil seiner Werke entstand zu einer Zeit, da war eine derartig intensive Verbindung von derbster Gewaltdarstellung mit derart explizit geschildertem Sex noch mehr ein Skandal und Tabu als die Normalität, die diese Dinge heute sind. Insofern sind die Bücher auch dann bemerkenswert, wenn man es eher dezenter mag.
Das Loch ist auf jeden Fall ein hervorragend unterhaltender Splatterroman mit etlichen grotesken, surrealen und geradezu komischen Einlagen, die in ein verrücktes Finale münden und den Leser überaus amüsiert und mit Blut und Sperma bespritzt zurücklassen. Oder so ähnlich (das war ein vielleicht etwas unappetitlicher Vergleich, hmpf ha ha ha). Auf jeden Fall ein Vergnügen.
Kurz gesagt:
- ein spannender Laymon
- ein blutig-grotesker Laymon
- ein witziger Laymon
Fazit: ein rundum unterhaltsamer Laymon
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